Zu lesendes von Ramon Llull
Hier findest Du eine Auswahl von acht Texten von Ramon Llull, die in einem mittelalterlichen Katalanisch und in seiner Originalschreibweise verfasst sind. Sie sind chronologisch aufgeführt. Jeder dieser Texte wird mit einem kurzen Kommentar begleitet.
Llibre de contemplació en Déu
„Buch der Betrachtung über Gott“
Ursprünglich in Arabisch zwischen den Jahren 1271 und 1274 verfasst, zeigt das Buch Llibre de contemplació einen Ramon Llull strotzend von Kraft und Optiminsmus im Alter von 44 Jahren. Es handelt sich um ein ambitionertes Werk, das auf Mallorca geschrieben und aufgrund seiner Vollständigkeit und seines überladenden Stils als „Enzyklopädie oder Retabel des Mittelalters“ beschrieben wurde. Die ersten zwei Fragmente gehören zum ersten Teil, welcher drei Kapitel umfasst (das Buch hat insgesamt 365 Kapitel) und den Titel D’alegre trägt. Die abwertende Bezugnahme auf die Gaukler bezieht sich in Wirklichkeit auf die Minnesänger, denen er sich jedoch vor seiner Bekehrung (im Alter von 33 Jahren) sehr nahe fühlte.
QUELLE: http://www.mallorcaweb.com/Mag-Teatre/llull/altresobres.html#Arbre%20de%20ciència
Llibre de gentil e los tres savis
„Buch des Heiden und der drei Weisen“
Dieses Buch wurde zuerst zwischen 1274 und 1276 in Arabisch geschrieben und dannach ins Katalanische übersetzt. In diesem Buch debatieren drei Weise (ein Jude, ein Muslim und ein Christ) vor einem Heiden („Ungläubigen“), welcher einem von ihnen Recht geben muss. Die Einzigartigkeit der Geschichte besteht darin, dass die drei Weisen noch überzeugter von ihrem Glauben zurück in ihre Heimat reisen, während der Leser das Buch beendet, ohne zu wissen, wer die Debatte gewonnen hat. Im wiedergegebenen Fragment erzählt der Autor von einem Zusammentreffen an einem Brunnen mit einer Dame namens „Philisophie der Liebe“. Hervorzuheben ist die Entscheidung des Autors für eine harmonische Integration von Liebe und Vernunft in eine „Liebende Kunst“, in der die Wissenschaft den Guten dienen sollte.
QUELLE: http://www.mallorcaweb.com/Mag-Teatre/llull/altresobres.html#Arbre%20de%20ciència
A vos, dona verge santa Maria
(Verse 1 bis 20)
„Für Dich Heilige Muttergottes“
Das Llibre d’amic e amat ist ein schönes Gedicht von mystischer Liebe mit Leideschaft oder fast schon Wahnsinn. Es befindet sich in der Novelle Blanquerna (1283), die die fiktive Geschichte des Mönchs Blanquerna erzählt. Der Mönch wird Papst, aber am Ende gibt er alle seine Privilegien auf, um das besinnliche Leben eines Eremiten zu führen. In diesem Gedicht mit östlichen Einflüssen benutzt Ramon Llull eine Sprache, wo der „Freund“ (amic) Blanquerna ist (in Wahrheit er selbst) und der „Geliebte“ Gott ist. Er spricht häufig über das Leiden und die Einsamkeit un er benutzt ebenfalls Metaphern, die mit der Natur verbunden sind. Das Gedicht besteht aus 366 Versen, wobei jeder dieser Verse für einen Tag des Jahres zur Reflektion und zum Beten dienen soll.
QUELLE: http://www.mallorcaweb.com/Mag-Teatre/llull/amic.html und Antoni Artigues (UIB).
Llibre de les bèsties
III. De la traïció que Na Renart tractà del rey
„Buch von den Bestien“
III. Über den Versuch des Verrats der Füchsin am König
Das Llibre de les bèsties (geschrieben zwischen 1288 un 1289, wahrscheinlich in Paris) ist eine Fabel, in der Ramon Llull die Tiere benutzt, um moralische Botschaften sozialier und politischer Art zu verbreiten. Es gehöhrt zum Werk Llibre de meravelles oder Fèlix. Im wiedergegebenen Fragment erscheint ein Elefant (Orifan), eine Schlange (Serp), ein Hahn (Gall) und eine Füchsin (Renart). Die Füchsin stiftet eine Verschwörung gegen den König an. Der Autor zeichnet einen Parallelismus auf zwischen der Existenz von entgegengestellten Tiergruppen (Fleischfresser gegenüber Pflanzenfresser) und die schwere Entente seiner Epoche zwischen menschlichen Gruppen (Christen gegenüber Sarazenen)
QUELLE: Bibilonet (Interaktiver Führer der katalanischen Literatur): El llibre de les bèsties de Ramon Llull. http://www.xtec.es/~lrius1/llull/contenidor.htm
Cant de Ramon
(Fragmente)
„Gesang von Ramon Llull“
Diese Auswahl von Fragmenten gehört zum Cant de Ramon (1300), dem autobiographischen Gedicht, das Ramon Llull auf Mallorca und mit fast 70 Jahren schrieb. In diesen Fragmenten kann man wichtige Aspekte seines eigenen Lebens wahrnehmen: die Jahre seiner Jugend und die Erleuchtung des gekreuzigten Christus (erste Strophe); eine schöne Referenz auf das mallorquinische Kloster Miramar, wo er später die Schule für östliche Sprachen gründete (zweite Strophe); sein Streben die Sarazenen, Tataren und Juden zu bekehren (dritte Strophe); das Bedauern seines Misserfolgs (vierte und fünfte Strophe); das Ansehen seiner eigenen Arbeit als „Minnesänger von Büchern“ (sechste Strophe); und das Flehen bei Gott nach Gesundheit, Genuss, Freiheit und gute Freunde (die letzten zwei Strophen).
QUELLE: Llull, Ramon. “Cant de Ramon”. Antologia general de la poesia catalana. Barcelona.
Ed. 62, MOLC, 1979. (p.11-12-13) http://www.musicadepoetes.cat/mdpAdmin/media/513-cantderamon.pdf
Desconhort
(Fragmente)
„Trostlosigkeit“
Desconhort ist ein emotionales autobiographisches Gedicht, das in einer unbestimmten Zeit zwischen 1295 und 1305 geschrieben wurde. Es besteht aus 69 einrythmischen Strophen und jede Strophe besitzt 12 Alexandriner. Das Gesicht sollte im Rythmus des epischen karonlingischen Gedichts Berard de Montdidier gesungen werden. Es spiegelt die groβe Trauer des Autors wider, da nach mehr als 30 Jahren des zwecklosen Versuchs, die Unterstützung von Päpsten und Königen für seine Mission, die Bekehrung der „Ungläubigen“ durch seine Ars durchzuführen, nicht erfolgte. Es handelt sich um einen Dialog zwischen einem Mönch, der das Leben eines Eremiten ohne weitere Wünsche lebt, und dem Autor selbst (Ramon), der sich trotz allem nicht in der Entmutigung verliert und eine neue Aktion vorschlägt.
QUELLE: http://www.mallorcaweb.com/Mag-Teatre/llull/desconhort.html und Antoni Artigues (UIB).
Senyor Deus: pluja (89.11.a)
De Oracio (Verse 694 bis 732)
„Herr Gott: Regen“
Diese Verse sind Teil des langen Gedichts Del consilii („Des Konzils“), das im Oktober 1311, kurz nach dem Konzil von Vienne (1311-1312) geschrieben wurde. Ramon Llull schrieb das Gedicht auf der Reise von Paris nach Vienne (Isère) im Süden Lyons, wohin er sich begab, um an der Konklave der katholischen Kirche teilzunehmen. Im Text bittet der Autor Gott, ein um das andere Mal, um Regen, „so dass das Böse verschwindet, da sich ihm die Sünde annähert“. Wenn wir den Rythmus des Kehrreims beachten, fällt es uns leicht, uns den langsamen Gang des Pferdes und den Regen auf dem Weg vorzustellen.
QUELLE: Ed. Salvador Galmés: Ramon Llull, Rims, vol. II, Palma de Mallorca, Diputació Provincial de Balears, 1938, p. 255. http://www.rialc.unina.it/89.11.htm#Senyor%20Deus:%20pluja